Senior Researcher Michael Haas hat auf seinem Blog „Forbidden Music“ einen neuen Beitrag über Richard Fuchs mit dem Titel „Jewish Destiny“ and the defiance of Richard Fuchs veröffentlicht. Lesen Sie den Artikel hier.
Fuchs studierte Architektur und Musik in Karlsruhe. Er arbeitete nach dem Ersten Weltkrieg als promovierter Architekt, viele seiner Bauten wurden mit Preisen ausgezeichnet. 1935 erhielt er ein Berufsverbot und die Synagogen, die er baute, wurden während der Reichspogromnacht niedergebrannt. Erst im Jüdischen Kulturbund machte er sich als Komponisten einen Namen. Er flüchtete aus Deutschland über England nach Neuseeland. Sein Hauptinteresse war die Umsetzung einer Synthese zwischen jüdischer und deutscher Musik.
Franz Liszt-Saal der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Lothringerstrasse 18 (3. Stock) 1030 Wien
Interpret:innen:
Motus Quartett
Im Gespräch:
Geoffrey Hudson im Gespräch über seinen Lehrer Richard Hoffmann
Die Ausstellung im Exilarte Zentrum der mdw, die im März 2024 eröffnet wurde und sich drei österreichischen, durch die Nazis verbannten, Komponisten widmete, feiert ihren krönenden Abschluss durch eine Finissage mit Musik und Narration.
Der Fokus dieser „Triangel“ lag auf der Lehrer-Schüler-Beziehung. So war Alexander Zemlinsky der Lehrer Arnold Schönbergs; im Exil-Land USA unterrichtete Arnold Schönberg Richard Hoffmann, welcher wiederum weitere Generationen mit der Tradition der 2. Wiener Schule vertraut machte.
Als besonderen Gast begrüßen wir an diesem Abend den amerikanischen Komponisten und Chordirigenten Geoffrey Hudson, der am Oberlin College and Conservatory in Ohio bei Richard Hoffmann studierte und uns an Erinnerungen an seinen geschätzten Professor teilhaben lassen wird. Musikalisch erweitern wir das Drei- auf ein Viereck und hören je einen Satz für Streichquartett von Alexander Zemlinsky, Arnold Schönberg, Richard Hoffmann und Geoffrey Hudson; vorgetragen vom Motus Quartett.
Ein Abend, der den Sonaten für Cello und Klavier von Francis Poulenc und Robert Fürstenthal gewidmet ist, nämlich zwei Meistern des 20. Jahrhunderts: der eine bekannt, der andere blieb bisher im Verborgenen. Poulencs Cellosonate von 1948 besticht durch ihre dynamischen Kontraste und tiefgründige Lyrik, die klassische Eleganz mit zeitgenössischer Sensibilität verbindet. Fürstenthals Sonaten, entstanden im Exil in den USA, zeugen von tiefer Nostalgie und Emotion. Sie markieren seine Rückkehr zum musikalischen Schaffen nach einer langen Phase des Schweigens und vermitteln Gefühle von Hoffnung und Schmerz mit großer Intensität.
Donnerstag, 07. November 2024, 19 Uhr Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 28 1040 Wien
Die renommierte Mezzosopranistin Michaela Selinger zählt zu den international gefragtesten Sängerinnen ihres Fachs, was erfolgreiche Auftritten auf Opern- und Konzertbühnen belegen. Sie wurde mit dem Eberhard-Wächter-Preis ausgezeichnet und ist Preisträgerin des Wiener Belvedere-Wettbewerbs. Von 2005 bis 2010 war sie Mitglied der Wiener Staatsoper. Besonders hingebungsvoll interpretiert sie Lieder der nachromantischen Periode von Komponist:innen wie Mittler, Weigl, Eisler und Wellesz. Michaela Selinger wird von Claus-Christian Schuster am Klavier begleitet, dem Gründer des weltweit gefeierten WienerSchubertTrio und dem Altenberg TrioWien. Der Pianist wurde 1999 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst sowie dem Robert Schumann Preis geehrt.
Dienstag, 15. Oktober 2024, 19 Uhr Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 28 1040 Wien
Das Exilarte Zentrum der mdw nimmt erneut daran teil. Dieses Jahr bietet das Zentrum wieder eine Vielzahl von Veranstaltungen an, darunter Konzerte sowie Führungen durch die Ausstellung „Triangel der Wiener Tradition. Zemlinsky – Schönberg – Hoffmann“ und durch unsere Dauerausstellungen.
SONDERVERANSTALTUNGEN im Rahmen der ORF Lange Nacht der Museen
Eröffnung: Gerold Gruber, Leiter des Exilarte Zentrum der mdw
Das Klavierduo Friederike Haufe und Volker Ahmels fokussiert sich seit langem auf die Interpretation und Forschung der Klassischen Moderne, insbesondere der Verfemten Musik. Das vorliegende Programm ist eine Auswahl von „Klassikern“ der 2. Wiener Schule, ergänzt durch die seinerzeit gefeierten „Serbischen Weisen“ des Komponisten Hans Gál, der sich eher auf die Wiener Tradition bis zu Brahms berief. Während Schönbergs Miniaturen für die Verdichtung des Materials bis heute einen Wendepunkt in der freitonalen Phase darstellen, sind die Variationen op. 27 von Anton Webern quasi als Fortführung in der konsequenten Anwendung der Dodekaphonie zu sehen. Die Fragmente für Klavier zu 4 Händen sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt und verdienen dennoch unbedingt Beachtung. Die pianistisch höchst anspruchsvolle Klaviersonate von Alban Berg ist bis heute ein Meisterwerk des damaligen Schülers von Arnold Schönberg. Friederike Haufe und Volker Ahmels moderieren gemeinsam dieses für den Anlass konzipierte Programm und bringen auf diese Weise die Musik der Meister des frühen 20. Jahrhunderts dem Publikum nahe.
2) „Im Eis des Mondes wandern wir“, ein Liederabend mit Pia Buchert und Tatjana Dravenau (Beginn: 20:00 Uhr)
Das Programm verbindet Kompositionen von Walter Arlen und Hans Gál, deren Nachlässe dem Archiv von Exilarte anvertraut wurden, mit Werken weiterer jüdischer Komponist:innen. Ruth Schonthal, aus einer Wiener Familie stammend und zunächst in Hamburg und Berlin aufgewachsen, emigrierte während der NS-Zeit über Schweden und Mexiko in die USA, wo auch die in Berlin geborene Komponistin Ursula Mamlok einen neuen Lebens- und Wirkungskreis fand. Beide Frauen ließen sich von der politisch motivierten Verfolgung weder ihren Lebensmut noch die Ausbildung ihrer musikalischen Hochbegabungen nehmen. Schonthal studierte Komposition bei Ingemar Liljefors, Manuel Ponce und Paul Hindemith, Mamlok bei Gustav Ernest, Ernst Krenek und Roger Sessions. Das vielseitige, alle Gattungen umfassende Œuvre der beiden Komponistinnen sowie zahlreiche Auszeichnungen und Lehrtätigkeiten an renommierten Universitäten dokumentieren ihren Stellenwert in der im 20. Jahrhundert erfolgten Weiterentwicklung der klassisch-romantischen Kompositionstradition. Auch Felix Wolfes, aus Hannover stammend, Student von Hans Pfitzner und Richard Strauss, als Dirigent an verschiedenen deutschen Opernhäusern tätig, musste seine Heimat verlassen und wirkte in seiner zweiten Lebenshälfte als Professor für Komposition in Boston. Hier entstand eine umfangreiche Sammlung von Liedern auf deutsche Texte, deren feine, oft polyphone Linienführung einen transparenten und zarten Klang erzeugt. Ähnlich wie in seinen Briefen und Tagebüchern tritt hier seine Fähigkeit, ohne Bitterkeit und Rachsucht Erfahrungen von Leid und Verlust zu artikulieren, klanglich zutage.
3) „Melancholie“, ein Kammermusikabend des Ensembles VIVA LA CLASSICA! (Beginn: 22:00 Uhr)
Nach erfolgreichen Konzerten in Wien, London, Lublin, Krakau und Warschau zeigt das Ensemble VIVA LA CLASSICA! Auszüge aus seinem Programm „Melancholie“ mit Werken von Walter Arlen, Erich Wolfgang Korngold, Henriëtte Bosmans, Vítězslava Kaprálová, Rosy Wertheim, Erwin Schulhoff, Victor Ullmann, Simon Laks, Franz Waxman, Erich Zeisl und Paul Hindemith. Grausamkeit hatte im Dritten Reich viele Gesichter: eines davon war das komplette Aufführungsverbot der Werke von Komponist:innen – sei es aufgrund ihrer Herkunft, Gesinnung oder sexuellen Orientierung. Um ihre Kunst abzuwerten, wurde diese mit dem Begriff „entartet“ belegt. Einigen verfolgten Künstler:innen gelang es, ins Exil zu fliehen, wo sie ihre künstlerische Arbeit fortsetzen konnten. Anderen war dies nicht vergönnt und sie fielen der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer. Ihre Musik, die teilweise nach wie vor unbekannt ist, will VIVA LA CLASSICA! dem Publikum näherbringen. Sie haben besonderen Wert darauf gelegt, auch Kompositionen von Komponistinnen ins Programm zu nehmen, die zu dieser Zeit doppelt diskriminiert wurden. Der von Paul Hindemith in den Jahren 1917–1919 komponierte Liederzyklus Melancholie, op. 13 inspirierte die Musiker:innen zum Konzerttitel. In diesen auf Morgenstern-Gedichten basierenden Liedern manifestiert sich Hindemiths früher expressionistischer Stil, weswegen er von den Nazis verfolgt wurde. Aus diesem Liederzyklus stellen die Musiker:innen das Lied „Dunkler Tropfe“ – einen Trauermarsch – vor.
4) Blitzführungen durch die Ausstellung (19:30 und 21:30 Uhr)
Triangel der Wiener Tradition. Zemlinsky – Schönberg – Hoffmann
Inspiriert vom weltweit gefeierten 150. Geburtstag von Arnold Schönberg beleuchtet die aktuelle Ausstellung im Exilarte Zentrum der mdw das gesellschaftliche und kulturelle Umfeld des Begründers der Zweiten Wiener Schule. Im Besonderen wird Augenmerk sowohl auf Alexander Zemlinsky, der Schönberg unterrichtete und ihn in die Wiener Musikkreise einführte, als auch auf den Schönberg-Schüler und späteren Assistenten Richard Hoffmann gerichtet, dessen Nachlass sich seit 2021 im Archiv des Exilarte Zentrum befindet. Diese drei Persönlichkeiten, ihre berufliche, freundschaftliche und musikalische Verbindung sowie deren Schicksale während der Zeit des NS-Regimes, werden anhand von Lebensdokumenten, Fotos und Notenmanuskripten nähergebracht. Unzählige weitere Freigeister des frühen 20. Jahrhunderts aus Musik, Literatur, bildender Kunst und Architektur wie auch wohlhabende Kunstfreunde und Mäzene trafen zum künstlerischen Austausch und zu rauschenden Festen in der von Josef Hoffmann geplanten Künstlerkolonie im damals schon noblen 19. Wiener Gemeindebezirk aufeinander. Der Großteil von ihnen hatte jüdische Wurzeln und wurde von den Nazis verfolgt. Viele konnten emigrieren, viele kamen in den KZs ums Leben.
EINTRITT Tickets können direkt im Exilarte Zentrum gekauft werden!
Exilarte Zentrum der mdw, Lothringerstraße 18 / 1. Stock, 1030 Wien
Freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahre *ermäßigte Tickets für Schüler/innen, Studierende, Senior/innen, Menschen mit Behinderungen, Präsenzdiener und Ö1-Club-Mitglieder. Bitte vor Ort entsprechenden Nachweis bereithalten.
Eine Kooperation der Kulturhauptstadt 2024, den Salzkammergut Festwochen Gmunden, des Arnold Schönberg Centers Wien und des Exilarte Zentrums der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien.
Freitag, 04. Oktober 2024 um 17:00 Uhr Johann Orth Saal Toscana Congress Gmunden
17:00 Salon im Gespräch – Arnold Schönberg im Johann Ort Saal, Toscana Congress Gmunden
Therese Muxeneder: „Dissonante Idyllen für Arnold Schönberg. Die antisemitische Abwehr der Moderne im Salzkammergut“
Ulrike Anton: „Vilma von Webenau – Schönbergs erste Schülerin“
Gerold Gruber: „Musik im Exil in Los Angeles“
18:15 AusstellungsführungIdylle für die Moderne – Arnold Schönberg am Traunsee in der Villa Toscana durch Dr. Ulrike Anton (Direktorin des Arnold Schönberg Centers, Wien)
19:30 Musikalischer Salon – Konzert im Johann Ort Saal, Toscana Congress Gmunden
Salons waren im 19. und 20. Jahrhundert beliebte Begegnungsorte im privaten Raum, wo künstlerische, wissenschaftliche und politische Themen diskutiert wurden und man sich gerne kulinarischen und musikalischen Köstlichkeiten hingab. Der Salon Arnold Schönberg sucht diesem Erlebnis nachzugehen und verbindet interessante Vorträge mit künstlerischen Darbietungen. Das Umfeld Arnold Schönbergs in Europa wie auch in seinem Exil in den USA/Los Angeles bietet Raum für eine breite Palette an Werken der Zweiten Wiener Schule und anderen, oft entgegengesetzten stilistischen Ausprägungen. Neben Schönberg werden auch Werke von Erich Zeisl, Vilma von Webenau, Walter Arlen und Erich Wolfgang Korngold zu Gehör gebracht.
Mitwirkende:
Josipa Bainac-Hausknecht | Mezzosopran Catherina Lee | Violine David Hausknecht | Klavier Gerold Gruber | Moderation
im Rahmen des 20. Festivals Kroatischer Musiker:innen in Wien (Juli – Oktober 2024) wird das Konzert von der Platform for Culture, in Zusammenarbeit mit dem kroatischen Kunstverein Cristoforium und mit der Botschaft der Republik Kroatien in Wien organisiert.
Mittwoch, 02. Oktober 2024, 19:30 Uhr
Musikverein: Brahms-Saal Musikvereinsplatz 1, 1010 Wien
Das Festival Kroatischer Musiker:innen in Wien fördert seit zwei Jahrzehnten die kroatische Konzertszene und setzt diese Tradition auch im Jahr 2024 fort. Mit einem ansprechenden und sorgfältig zusammengestellten Programm wird es erneut sein treues Wiener Publikum begeistern.
Anlässlich dieses bedeutenden Jubiläums werden die renommierten Zagreber Solisten im Brahms-Saal des Musikvereins auftreten und ein Werk von Marcel Tyberg spielen, einem Komponisten, dessen Nachlass kürzlich im Exilarte Zentrum der mdw eingetroffen ist.
Marcel Tyberg (1893–1944) war ein österreichischer Komponist, Dirigent und Organist. 1927 zog Marcel Tyberg mit seiner Mutter von Wien nach Abbazia, heute Opatija in Kroatien. In Kroatien wurde er ein bedeutender Kirchenmusiker und Dirigent. Angesichts der drohenden Verfolgung vertraute er sein Werkverzeichnis einem Freund an, wurde jedoch bald darauf verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er am 31. Dezember 1944 ermordet wurde. Trotz seiner Verfolgung durch das Nazi-Regime hinterließ er bedeutende Kompositionen, darunter Sinfonien, Klaviersonaten und liturgische Musik.
Musikfestival „Fremde Erde“ ist ein Projekt des Vereins VIVA LA CLASSICA! in Kooperation mit Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), „Neubau erinnert“ und Exilarte Zentrum der mdw.
Das Festival ist eine Hommage an das Schaffen und Leben der Komponist:innen, deren Werke unter dem NS-Regime verboten und als „entartete Kunst“ diffamiert wurden – ein Begriff, der damals für sämtliche Kunstformen verwendet wurde, die im Dritten Reich als unerwünscht galten. VIVA LA CLASSICA! lässt die Musik von Arnold Schönberg, Franz Waxman, Erich Zeisl, Ilse Weber, Viktor Ullmann und vielen weiteren Komponist:innen wieder erklingen.
An diesem außergewöhnlichen Liederabend präsentieren Bariton Ryan Hugh Ross, Pianist Daniel Rieppel und Geigerin Risa Schuchter Werke von Julius Bürger. Zu hören sind die vom renommierten Tenor Joseph Schmidt aufgenommenen und im Film „Ein Lied geht um die Welt“ aufgeführten Melodien wie „Zigeunerlied“ und „Launisches Glück“, sowie Uraufführungen aus Bürgers umfangreichem Schaffen, das sich über 73 Jahre erstreckte.
Vor dem Konzert wird die Filmdokumentation „Julius Bürger – vertrieben und wiederentdeckt. Ein Wiener Komponist kehrt zurück.“ einenEinblick in das Leben und Werk des Komponisten geben. International erfolgreich konnte Bürger in den USA Fuß fassen, wo er im Jahr 1984, 39 Jahre nach deren Entstehung, den Kompositionspreis der University of Indiana für seine „Variationen über ein Thema von C. Ph. E. Bach“ erhielt. Diese Dokumentation entstand im Zusammenhang mit der ersten Aufführung der Orchesterwerke von Julius Bürger in Wien, im August 2023 im Großen Sendesaal des ORF mit dem RSO unter der Leitung von Gottfried Rabl.
Montag, 16. September 2024, 19 Uhr Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 28 1040 Wien
Drei außergewöhnliche Musiker, die im frühen 20. Jahrhundert als Komponisten, Pädagogen und Freunde miteinander in Verbindung stehen, teilen ein ähnliches Schicksal: sie sind jüdischer Herkunft und somit Verfemte und Verbannte. Ausgehend vom Künstler:innen-Kreis der Zweiten Wiener Schule zur Zeit des Jugendstil spitzt sich die politische Lage zu, was zu einer Fluchtwelle aus dem nationalsozialistischen Europa tausender jüdischer und regimekritischer Menschen führt und damit zu großem Verlust kulturellen Erbes. Arnold Schönberg bezeichnet das amerikanische Exil als Paradies, in das er gestoßen wird, komponiert, unterrichtet und pflegt soziale Kontakte mit anderen ausgewanderten Kulturschaffenden. Sein Schüler und Assistent Richard Hoffmann gibt dessen Lehre an die nächsten Generationen weiter, aber nicht alle Emigranten können sich entwurzelt mit den neuen Umständen arrangieren. Alexander Zemlinsky zum Beispiel verkümmert künstlerisch, mental und physisch im Exil.
Autor:innen:
Eike Feß Gerold Gruber Benjamin Michael Haas Katja Kaiser Horst Weber
Herausgeber:
Prof. Dr. Gerold Gruber (Leiter des Exilarte Zentrum)
Die Publikation über das Werk und das Leben des jüdischen Komponisten „Julius Bürger – Composer – Conductor – Vocal Coach“ ist jetzt beim Böhlau Verlag erschienen!
Autor: Ryan Hugh Ross Herausgeber: Gerold Gruber Verlag:Böhlau Verlag Wien 110 S. / Sprache: Englisch Böhlau Verlag Wien, 1. Auflage 2024
Bürger studierte bei Franz Schreker in Wien und Berlin. Auf Empfehlung Bruno Walters wechselte Bürger später als Assistent zu Artur Bodanzky an die Metropolitan Opera in New York. 1929 wurde er Assistent von Otto Klemperer an der Berliner Kroll-Oper und kehrte nach Hitlers Ernennung zum Kanzler 1933 nach Wien zurück. Auf dem Weg von London nach Wien im Jahr 1938 sahen Bürger und seine Frau voraus, was auf Österreich zukommen würde, und ließen ihr Gepäck in Paris zurück. 1939 siedelte Bürger nach Amerika, wo er 1949 wieder an der Metropolitan Opera arbeitete und eine enge Freundschaft mit Dimitri Mitropoulos begann. Seine Mutter wurde auf dem Weg nach Auschwitz erschossen, und fünf seiner Brüder wurden im Konzentrationslager ermordet.
Julius Bürgers Leben und Werk wären ohne die Fürsorge und das Engagement seines Freundes, des Rechtsanwalts Ronald S. Pohl, Esq. für die Geschichte verloren gegangen. Durch Pohls Bemühungen wurde ein großer Teil von Bürgers Musik in zahlreichen Konzertaufführungen Anfang der 1990er Jahre uraufgeführt. Ausgewählte Orchesterwerke des Komponisten wurden auch für die kommerzielle Veröffentlichung aufgenommen, was zur Wiederentdeckung des Komponisten beitrug. Nach Bürgers Tod im Jahr 1995 setzte Pohl die Erhaltung und Förderung der unveröffentlichten Kompositionen fort, bis er den Nachlass als Dauerleihgabe im Exilarte Zentrum der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien unterbrachte, im selben Gebäude, in dem Bürger sein Studium begann.
Der Nachlass umfasst Bürgers Kompositionen in Form von autographen Manuskripten sowie eine große Sammlung von persönlichen Dokumenten und Papieren, Aufnahmen, Zeitungsartikeln und Fotografien.