Österreich war Heimat vieler bedeutender Opfer der Hitlerjahre, welche im Bereich der Musik tätig waren. Die Bekanntesten unter ihnen sind bereits zu einem Teil der Kulturgeschichte geworden. Andere warten noch auf ihre Entdeckung oder besser Wieder-Entdeckung. Große Lücken gibt es verständlicherweise dort, wo die Einbeziehung der fehlenden Glieder dieser kulturellen Entwicklung in die etablierte österreichische Kultur- und Musikforschung, aber auch in die aktuelle Aufführungspraxis, noch nie angegangen wurde.
„Der Verein „exil.arte“ lässt verstummte Stimmen wieder sprechen und bringt gewaltsam zum Verstummen Gebrachtes wieder an unser Ohr – und damit auch an unser Herz”
Thomas Angyan (ehm. Intendant der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, 2005 – 2020), zitiert aus der Laudatio anläßlich der Verleihung des Bank Austria Kunstpreises International 2010 an exil.arte
Das Exilarte Zentrum fungiert hier als Anlauf- bzw. Schnittstelle für Rezeption, Erforschung, Bewahrung und Präsentation der Werke von Komponistinnen und Komponisten, Interpretinnen und Interpreten, Musikforscherinnen und Musikforscher sowie Theaterkünstlerinnen und Theaterkünstler, die im Dritten Reich als ‚entartet‘ galten. Erst in den letzten Jahrzehnten fing Österreich an, sich konsequent mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Aufarbeitung der Vielfalt dieses Kulturerbes, beispielsweise vertreten durch die Traditionen des 19. Jahrhunderts, durch die Operette, das Film-Chanson, das Kabarett, die Zweite Wiener Schule, den Jugendstil, die Neue Sachlichkeit und vieles mehr, ist ein gewaltiges Unterfangen und kann nur mit multi-disziplinärer sowie spartenübergreifender Unterstützung bewältigt werden.
Es ist unbedingt notwendig, diese vielen fehlenden Teile endlich wieder in die Kulturkette einzugliedern, und genau hier möchte Exilarte ansetzen!