Prag, 1901 – 1991, Stepperg / Oberbayern

Winterberg entstammte einer deutschsprachigen jüdischen Familie in Prag. Von Kind an erhielt er Klavierunterricht bei Therese Wallerstein, an der Deutschen Musikakademie in Prag studierte er bei Fidelio F. Finke und Alexander Zemlinsky, sowie am Prager Staatskonservatorium bei Alois Hába. Vermutlich blieb er durch die Mischehe mit der deutsch-tschechischen Pianistin und Komponistin Maria Maschat vorerst vor den Nationalsozialisten verschont. Die Ehe wurde aber 1944 „im Sinne des Reichsehegesetzes“ geschieden und Winterberg nach Theresienstadt deportiert. Befreit aus dem Ghetto kehrte Winterberg nach Prag zurück und fand heraus, dass Maria und deren gemeinsame Tochter Ruth aufgrund der Beneš-Dekrete nach Deutschland ausgewiesen worden waren; ihre tschechoslowakische Staatsbürgerschaft wurde annulliert. Als tschechoslowakischer Staatsbürger suchte Winterberg um einen Pass an, um seine musikalischen Manuskripte von Maria Maschat zurückzuholen. 1947 in Deutschland angekommen, entschied er sich, nicht mehr nach Prag zurückzukehren – vermutlich wegen der drohenden kommunistischen Machtübernahme. Es gelang ihm nur schleppend in Deutschland Fuß zu fassen und kostete ihn Mühen und Zeit, seinen Anspruch auf Entschädigungszahlungen als während der Nazi-Zeit verfolgter Jude geltend zu machen. Kommunismusflüchtlinge hatten diesen Status ohnehin nicht. Durch persönliche Beziehungen gelangte Winterberg zu einer Stelle als freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk, er unterrichtete am Richard-Strauss-Konservatorium und wurde durch die Künstlergilde Esslingen, einem „Verband der Heimatvertriebenen Kulturschaffenden“ unterstützt. Obwohl einige seiner Werke durch Winterbergs ehemaligen Studienkollegen, den Dirigenten Fritz Rieger, durch die Münchner Philharmoniker aufgeführt und auch seine Kammermusikwerke gespielt wurden, blieben Anerkennung und Wohlstand Zeit seines Lebens aus.
Peter Kreitmeir, der Enkel des Komponisten, der sich seit 2010 mit seinem musikalischen Großvater posthum beschäftigt und über die gemeinsame Familiengeschichte recherchiert, ist Urheberrechteinhaber. Für die wissenschaftliche Forschung des musikalischen Oeuvres seines Großvaters zog Kreitmeir das Exilarte Zentrum der mdw hinzu, das eine Kooperation mit dem Musikverlag Boosey&Hawkes für die Notenedition pflegt.
Die Autographe von Hans Winterberg befinden sich sowohl im Sudetendeutschen Musikinstitut (SMI) in Regensburg als auch im Exilarte Zentrum der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Exilarte Notenedition bei Boosey & Hawkes
Sudetendeutsches Musikinstitut (SMI) (Träger: Bezirk Oberpfalz)