Robert Fürstenthal

Vienna, 1920-2016, San Diego

Wir werden niemals die Zahl jener jungen Musikerinnen und Musiker kennen, die wegen Hitlers Einmarsch kein Studium an der mdw beginnen konnten. Sicherlich war Robert Fürstenthal eines dieser Talente. Er musste seine Heimat und seine erste große Liebe, Franziska Trinczer, verlassen. Er ging nach England und emigrierte 1939 nach Amerika, wo er zuerst ein erfolgreicher Steuerberater, später der Leiter der Wirtschaftsprüfungsabteilung der Navy in San Diego wurde. Nach seiner Scheidung begegnete er seiner Jugendliebe wieder. Franziska Trinczer war in die Schweiz geflohen und unter dem Namen Dr. Françoise Farron eine angesehene Mikrobiologin geworden. Als sie 1973 wieder mit Fürstenthal zusammentraf, war sie als Forscherin an der Harvard University tätig. Sie ermutigte ihn, wieder zu komponieren. Seit seiner Flucht aus Österreich hatte er keine Note mehr geschrieben. Ohne musikalische Ausbildung nahm Fürstenthal Hugo Wolf als Vorbild und begann, Lieder zu komponieren, sodann Streichquartette und weitere kleinformatige Werke, alle in der ihm vertrauten Musiksprache von Hugo Wolf, Richard Strauss und Joseph Marx.