Wien, 1897 – 1989, Portland

Gerty Felice Wohlmuth wurde 1897 als Gertrud Natalia Stefania Felicia Landesberger in Wien geboren und trug seit der Nobilitierung ihres Vaters 1916 den Namenszusatz von Antburg. Streng katholisch erzogen und ohne Wissen ihrer jüdischen Familiengeschichte wuchs sie in einem wohlhabenden Umfeld auf und erhielt eine umfassende Bildung, die Zeit ihres Lebens Grundlage für ihre intellektuelle Musikerinpersönlichkeit sein sollte. Bereits in jungen Jahren war sie eine ausgezeichnete Pianistin und gefragte Korrepetitorin. Sie verfasste erste Kompositionen, sodass sie 1917 kurzzeitig Unterricht bei Arnold Schönberg erhielt. Nach der Matura am Mädchengymnasium in der Rahlgasse studierte sie für wenige Semester an der Universität Wien Musikwissenschaft sowie Gesang an der Wiener Musikakademie (heute mdw). Ihre Gesangsausbildung beendete sie später nach schwerer Krankheit in Italien. Ihr Vater hinterließ sie ohne finanzielle Absicherung, sodass sie schon früh für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen hatte. Während einer kurzen Ehe mit dem Schriftsteller Emil Alphons Rheinhardt in den frühen 1920er Jahren lebte sie als Gerty Rheinhardt in München, übersetzte für ihn zahlreiche Texte aus dem Französischen, Englischen und Italienischen und schrieb für den Dreimaskenverlag. Ab den späten 1920er Jahren trat sie als Opernsängerin, mit gelegentlichen Ausflügen in die Bereiche Jazz und Improvisation, zunächst unter dem Namen Gerty Stoerk, später unter dem Namen Felice d’Antburg vor allem in Deutschland, Luxemburg und Österreich auf. Kurz nach dem Anschluss 1938 floh sie hochschwanger gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann, dem jüdischen Opernregisseur Hans Wohlmuth, in die USA, wo sie als Felice Wolmut die zweite Hälfte ihres Lebens verbrachte. Dort arbeitete sie in erster Linie als Gesangslehrerin und griff nach dessen Tod zudem seine Arbeit in der Leitung diverser Opernstudios auf. Stationen in den USA waren New York, Philadelphia, Milwaukee, Amarillo und Portland. Mitte der 1960er Jahre absolvierte sie ein weiteres Studium in Psychologie und Soziologie, wurde zu einer Pionierin der Musiktherapie und arbeitete in dem Bereich bis weit in die 1980er Jahre hinein. Vor allem bei ihrer Arbeit mit Kindern kam ihr improvisatorisches und kompositorisches Talent zum Tragen. In den 1970er Jahren kehrte sie gelegentlich als Musiktherapeutin nach Wien zurück, eine Remigration kam allerdings nie in Frage. Sie verstarb im Alter von 92 Jahren, noch immer Gesangsstunden gebend, in Portland, USA.
(verfasst von Marie-Anne Kohl)