„Das Wort erwachte, als jene Welt erwachte“
(Karl Kraus, 1933)
Sonderausstellung zu den Gedenkjahren 1918, 1933, 1938
„Man frage nicht, was all die Zeit ich machte“ – Zwischen Exil und Emigration
Man frage nicht, was all die Zeit ich machte.
Ich bleibe stumm;
Und sage nicht, warum.
Und Stille gibt es, da die Erde krachte.
Kein Wort, das traf;
Man spricht nur aus dem Schlaf.
Und träumt von einer Sonne, welche lachte.
Es geht vorbei;
Nachher war’s einerlei.
Das Wort entschlief, als jene Welt erwachte.
Karl Kraus, in: Die Fackel, Nr. 888, Oktober 1933
Im Jahr 2018 jähren sich mehrere Gedenktage, die symbolisch für den Wandel der Zeiten stehen: 100 Jahre Ende des Ersten Weltkrieges, Erste Republik und Frauenwahlrecht; 85 Jahre Ende der ersten demokratischen Republik Österreich und massenhafte Verbrennung von Büchern und Noten politisch Andersdenkender sowie von Jüdinnen und Juden; 80 Jahre „Anschluss“ Österreichs, Novemberpogrome und das Ende Österreichs als Exilland sowie Beginn der Selektierung, Vertreibung und Ermordung politisch und/oder rassistisch Verfolgter.
Die Biografien der Lehrenden der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) spiegeln diese Gedenktage wider. Sie stehen stellvertretend für die vielen Identitäten und Veränderungen, welche die politischen Umbrüche im 20. Jahrhundert mit sich brachten. Was man unter Identität versteht, meint unterschiedliche Identifikationen, die dem Wechselspiel von Zeit und Raum unterliegen. Das wird in den Lebensgeschichten augenscheinlich. Gleichermaßen erlebte auch die mdw wechselnde Identitäten.