Das Symposium Die Wiener Ballsaison 1938 an der Schnittstelle von Hoffnung und Verzweiflung, Flucht und Exil am 29. Oktober 2025 widmet sich der kulturellen und politischen Bedeutung der Ballsaison kurz vor dem „Anschluss“ Österreichs. Ausgangspunkt ist eine wiederentdeckte Ballspende des Speditionsunternehmens Caro & Jellinek vom 12. März 1938.
In Kooperation mit dem Exilarte Zentrum der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien untersucht das Projekt, wie Musik und Tanz an der Schnittstelle von Ständestaat, NS-Zeit und Exil als Ausdruck von Identität, Widerstand und Abschied fungierten. Wissenschaftliche Vorträge, ein Seminar und eine szenische Lesung beleuchten u. a. das Leben des Komponisten Leonhard Märker und die Rolle der Musik in Exil und Internierung. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Emily Marker, Mélina Burlaud, Marie-Theres Arnbom, Dietmar Friesenegger und Gerold Gruber und künstlerischen von Romana Amerling, Clemens Seewald und Ulrike Anton verbindet das Symposium Forschung, Lehre und künstlerische Praxis zu einer innovativen Form der Erinnerungskultur.
Zum Abschluss findet eine szenische Lesung statt, in der die Musik besagter Ballnacht erklingen wird.
Symposium und Szenische Lesung finden bei freiem Eintritt statt! Keine Anmeldung erforderlich.
Im Frühjahr 2025 erschien im Verlag Hollitzer das Buch „Über Musik“ – eine faszinierende Sammlung von Texten von und über Philip Herschkowitz, den bedeutenden Zwölftöner und Schüler Anton Weberns.
Zum Erscheinen dieses besonderen Werkes laden wir Sie herzlich zu einem Konzert ein, das wir als „Erscheinungsfest“ feiern möchten. Die beiden Herausgeber:innen Elisabeth Leonskaja und Alexei Lubimov, selbst einst Schüler Herschkowitz’, bringen an diesem Abend die Musik jener Komponisten zu Gehör, die Herschkowitz als prägend für sein eigenes Schaffen betrachtete: Mozart, Beethoven – und natürlich Schönberg.
Außerdem präsentiert eine junge Generation von Interpret:innen – Alexei Grots, Lisa Bormotova, Constantin Siepermann sowie das Ineo-Quartett – Werke von Philip Herschkowitz selbst und lassen so seinen musikalischen Geist lebendig werden.
Erleben Sie am 9. September 2025 um 19:00 Uhr im Ehrbar-Saal, Mühlgasse 30, 1040 Wien ein einzigartiges Programm mit außergewöhnlichen Werken.
Im Anschluss haben Sie die Gelegenheit, das Buch „Über Musik“ zu erwerben (Preis: 48 Euro).
Wir freuen uns sehr darauf, Sie an diesem besonderen Abend willkommen zu heißen – es ist uns eine große Ehre!
im Namen aller Beteiligten: Prof. Gerold Gruber Dr. Michael Hüttler Heidemarie T. Ambros
Am Samstag, den 4. Oktober 2025, fand erneut österreichweit die „ORF Lange Nacht der Museen“ statt. Auch das Exilarte Zentrum der mdw war wieder mit dabei. In diesem Jahr erwartete die Besucher:innen ein abwechslungsreiches Programm mit Konzerten sowie Führungen durch die Sonderausstellung „Erich Zeisl – Wiens verlorener Sohn in der Fremde“ und durch die Dauerausstellungen des Zentrums.
SONDERVERANSTALTUNGEN im Rahmen der ORF Lange Nacht der Museen
1) „Bernhard Klein – Ein Wiener Zithervirtuose im Schatten des Vergessens“ | Vortrag von Michael Haider (Historiker, BMEIA) | Monika Kutter (Zither) (Beginn: 18:15 Uhr)
Eröffnung durch: Dr. Gerold Gruber, Leiter des Exilarte Zentrum der mdw
Der Historiker Dr. Michael Haider (BMEIA) beleuchtete in seinem Vortrag das bewegte Leben und Schaffen des nahezu vergessenen Wiener Musikers Bernhard Klein (1861–1941). Als gefeierter Zithervirtuose, Komponist und Musikpädagoge prägte Klein das Musikleben der Jahrhundertwende, bevor er durch Verfolgung, Isolation und seine Deportation nach Riga im Jahr 1941 aus dem kulturellen Gedächtnis fast verschwand.
Musikalische Umrahmung von Dr. Monika Kutter mit Zithermusik von Bernhard Klein.
2) Kammermusikabend in Kooperation mit Initiative „Missing Voices“ – Hans Gál, Walter Bricht und Henriette Bosmans (Beginn: 20:00 Uhr)
Die Initiative Missing Voices widmet sich wie das Exilarte Zentrum der mdw der Wiederentdeckung und Sichtbarmachung von Komponist:innen, deren Karrieren und Leben durch Nationalsozialismus, Exil und Diskriminierung unterbrochen oder ausgelöscht wurden. Auf Einladung vom Exilarte Zentrum der mdw interpretierten Sarah Bayens(Violine) und Dimitri Malignan(Klavier) Werke von Henriette Bosmans, Hans Gál und Walter Bricht.
3) „Lieder und Klaviermusik“ – eine Hommage an Georg Tintner (Beginn: 22:00 Uhr)
Aleksandra Bobrowska(Klavier) und Danae Eleni(Sopran) präsentierten ein fein kuratiertes Programm, das Lieder und Klavierwerke von Georg Tintner in den Mittelpunkt stellt. Neben seinen poetischen Vertonungen – etwa nach Texten von Rilke, Storm und Hesse – erklingen Werke von Chopin, Debussy und Audric de Oliveira, die den expressiven Bogen zwischen Romantik, Impressionismus und Moderne spannen werden. Die Witwe des Komponisten Tanya Tintner war bei dem Konzert anwesend.
4) Blitzführungen durch die Ausstellung mit der Kuratorin Dr. Karin Wagner (19:30 und 21:30 Uhr)
Erich Zeisl (1905–1959) zählt zu jenen vertriebenen Wiener Komponist:innen, deren Werke durch die Errungenschaften der Exilmusikforschung wieder in das gegenwärtige musikalische Bewusstsein gelangten und Eingang in den aktuellen Kanon der Literatur fanden. 1905 in der Leopoldstadt geboren, war Zeisl als hochbegabter Jugendlicher 1920/21 an der damaligen Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien (heute mdw) eingeschrieben. Dem Exilarte Zentrum ist es daher ein wichtiges Anliegen, diesen so intensiv mit Wien verbundenen und in Los Angeles verstorbenen Komponisten über eine Ausstellung zu würdigen. Seinem Schicksal in Österreich setzte Zeisl mit dem Lied „Komm süßer Tod“ eine Signatur: Komponiert im Jänner 1938 und gerade noch uraufgeführt im Wiener Ehrbarsaal im Februar des Jahres, beendete es als letztes Lied in deutscher Sprache eine aufblühende Karriere – zerschlagen durch das Erstarken des Nationalsozialismus und den unmittelbar folgenden „Anschluss“ im März 1938. Genau dieses Bild des Aufeinanderprallens der Welten – Zeisls Herkunft, das Café Tegetthoff, wurde alsbald „arisiert“, Zeisl selber rettete sich unter dramatischen Umständen nach dem Novemberpogrom 1938 nach Paris – markiert den Eintritt in eine Ausstellung, die den Bruch des Exils in ein „davor“ und „danach“ greifbar machen will. Zeisls Musik und sein Lebensweg, der Freundeskreis und die Kolleg:innenschaft, sein Selbstverständnis in der Öffentlichkeit und die Rezeption stellten sich in diesem „davor“ und „danach“ grundsätzlich verschieden dar. Diesen Momenten einer Exilbiographie geht die Ausstellung nach, die Erzähllinie folgt den Exilorten Paris, New York und Los Angeles. In der Fremde veränderte sich sein Stil in Richtung „jüdischer Kunstmusik“, die auch in der Ausstellung thematisiert wird. Barbara Zeisl-Schoenberg, die Tochter Zeisls, und Randy Schoenberg, sein Enkel, haben dem Archiv des Exilarte Zentrum der mdw die gesamte Korrespondenz (über 5.000 Briefe) sowie den musikalischen Nachlass übergeben.
Ein Konzertabend, der dem kammermusikalischen Werk des Komponisten Hans Winterberg (1901–1991) gewidmet ist. Unter dem Titel „Echo des Unerhörten“ wird eine Auswahl seiner Werke von Studierenden der mdw interpretiert.
Winterberg, in Prag geboren, wurde in seiner künstlerischen Laufbahn durch Verfolgung, Deportation und Exil stark beeinträchtigt. Als jüdischer Komponist überlebte er Theresienstadt und emigrierte 1947 nach Deutschland, wo er sich unter schwierigen Umständen erneut als Musiker etablieren musste. Erst Jahrzehnte nach seinem Tod beginnt eine Wiederentdeckung seines Werks – initiiert durch seinen Enkel Peter Kreitmeir und unterstützt vom Exilarte Zentrum der mdw in Zusammenarbeit mit dem Musikverlag Boosey & Hawkes.
Katja Kaiser, Archivarin am Exilarte Zentrum, kuratiert das Programm und führt durch den Abend.
Mittwoch, 15. Oktober 2025 um 19:00 Uhr
Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 30 1040 Wien
Arabella Fenyves, Sopran | Cuore Piano Trio | Eric Ziegelbauer, Trompete
Programm:
Trio für Violine, Violoncello und Klavier (1950) Suite für Trompete und Klavier (1945) Suite für Trompete und Klavier (1944) Sudetensuite für Violine, Violoncello und Klavier (1963/64) „Dort und Hier“ für Sopran, Violine, Violoncello und Klavier (1937)
Im Rahmen dieses Liederabends präsentieren Studierende der renommierten Guildhall School of Music unter der Leitung des Pianisten Marc Verter das Liedschaffen des Exilkomponisten Édouard Van Cleeff.
Das Konzert ist Teil eines Kooperationsprojekts zwischen der Guildhall School und dem Exilarte Zentrum der mdw, mit dem Ziel, eine erste wissenschaftlich fundierte Notenedition seiner Lieder zu erstellen und seine Musik sowohl in London als auch in Wien einem neuen Publikum zugänglich zu machen.
Obwohl Van Cleeff in den 1930er Jahren Erfolge feierte – darunter die Uraufführung und Rundfunkübertragung seiner Oper „Pancho“ in Nizza – ist heute nur wenig über sein Leben bekannt. Er wurde 1943 aus Nizza vertrieben, in französische und später deutsche Lager deportiert. Dank der Initiative der amerikanischen Pianistin Joy Schreier und der Unterstützung von Renée Fleming gelangte Van Cleeffs musikalischer Nachlass schließlich an das Exilarte Zentrum.
Donnerstag, 13. November 2025 um 19:00 Uhr
Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 30 1040 Wien
An diesem Konzertabend widmet sich das Exilarte Zentrum der mdw dem eindrucksvollen Streichsextett des österreichischen Komponisten Marcel Tyberg (1893–1944).
Gerold Gruber leitet durch das Programm und ordnet das Werk musikalisch und historisch ein.
Tyberg, aus Wien stammend, lebte und wirkte später als Organist und Dirigent in Abbazia (heute Opatija, Kroatien). Trotz wachsender Repressionen im Nationalsozialismus komponierte er weiter und übergab seine musikallischen Manuskripte einem Freund – kurz bevor er 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Seine Musik, lange Zeit verschollen, erlebt heute eine späte Wiederentdeckung. Neben Sinfonien und geistlicher Musik gehört das nun erstmals in Wien vollständig aufgeführte Streichsextett zu seinen zentralen kammermusikalischen Werken.
Donnerstag, 18. Dezember 2025 um 19:00 Uhr
Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 30 1040 Wien
Das in Wien gegründete Ensemble Trio Lumina III präsentierte ein besonderes Kammermusikprogramm mit Werken von Walter Bricht. Brichts Trios, die er gezielt für die Besetzung Flöte, Violoncello und Klavier komponierte, verbinden spätromantische Ausdruckskraft mit feiner kammermusikalischer Struktur und lassen die die drei Instrumente in lebendigem Austausch erklingen. Trio Lumina III hat sich als Ziel gesetzt, die individuellen Klangfarben ihrer Instrumente in einer homogenen Kammermusik zu verbinden und auch das teilweise vergessene Repertoire für diese Besetzung wiederzuentdecken und vorzustellen.
Erich Zeisl (1905–1959) zählt zu jenen vertriebenen Wiener Komponist:innen, deren Werke durch die Errungenschaften der Exilmusikforschung wieder in das gegenwärtige musikalische Bewusstsein gelangten und Eingang in den aktuellen Kanon der Literatur fanden. 1905 in der Leopoldstadt geboren, war Zeisl als hochbegabter Jugendlicher 1920/21 an der damaligen Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien (heute mdw) eingeschrieben. Dem Exilarte Zentrum ist es daher ein wichtiges Anliegen, diesen so intensiv mit Wien verbundenen und in Los Angeles verstorbenen Komponisten über eine Ausstellung zu würdigen.
Seinem Schicksal in Österreich setzte Zeisl mit dem Lied „Komm süßer Tod“ eine Signatur: Komponiert im Jänner 1938 und gerade noch uraufgeführt im Wiener Ehrbarsaal im Februar des Jahres, beendete es als letztes Lied in deutscher Sprache eine aufblühende Karriere – zerschlagen durch das Erstarken des Nationalsozialismus und den unmittelbar folgenden „Anschluss“ im März 1938. Genau dieses Bild des Aufeinanderprallens der Welten – Zeisls Herkunft, das Café Tegetthoff, wurde alsbald „arisiert“, Zeisl selber rettete sich unter dramatischen Umständen nach dem Novemberpogrom 1938 nach Paris – markiert den Eintritt in eine Ausstellung, die den Bruch des Exils in ein „davor“ und „danach“ greifbar machen will.
Zeisls Musik und sein Lebensweg, der Freundeskreis und die Kolleg:innenschaft, sein Selbstverständnis in der Öffentlichkeit und die Rezeption stellten sich in diesem „davor“ und „danach“ grundsätzlich verschieden dar. Diesen Momenten einer Exilbiographie geht die Ausstellung nach, die Erzähllinie folgt den Exilorten Paris, New York und Los Angeles.
In der Fremde veränderte sich sein Stil in Richtung „jüdischer Kunstmusik“, die auch in der Ausstellung thematisiert wird. Barbara Zeisl-Schoenberg, die Tochter Zeisls, und Randy Schoenberg, sein Enkel, haben dem Archiv des Exilarte Zentrum der mdw die gesamte Korrespondenz (über 5.000 Briefe) sowie den musikalischen Nachlass übergeben.
In Kooperation mit Exilarte widmet sich radio klassik Stephansdom in der Sendung Rubato dem österreichischen Komponisten Walter Bricht. Sein Schicksal steht exemplarisch für viele Musikerinnen und Musiker, deren Karrieren durch die politische Verfolgung im Nationalsozialismus ein abruptes Ende fanden.
Walter Bricht (1904–1970) war Komponist, Pianist und Musikpädagoge. In Wien geboren, galt er als musikalisches Ausnahmetalent. 1938 emigrierte er in die USA, wo er als Professor unterrichtete und weiterhin komponierte. Sein Werk umfasst Lieder, Kammermusik und Orchesterwerke.
In der Sendung spricht Arabella Fenyves mit einer seinen Tochter, Flötistin Dana Higbee, über das Leben und Werk ihres Vaters. Zu hören sind unter anderem Lieder von Walter Bricht, interpretiert von Arabella Fenyves (Sopran) und David Hausknecht (Klavier).
Exilarte engagiert sich für die Wiederentdeckung und Aufarbeitung der Biografien und Werke vertriebener Komponist:innen – auch das künstlerische Erbe Walter Brichts ist Teil der Nachlässe des Exilarte Zentrum.
Das Musikfestival „Fremde Erde“ ist ein Projekt des Vereins VIVA LA CLASSICA! in Kooperation mit Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), „Neubau erinnert“, Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG.Kultur) und Exilarte Zentrum der mdw.
Über das Programm Das Festival ist eine Hommage an das Schaffen und Leben der Komponist:innen, deren Werke unter dem NS-Regime verboten und als „entartete Kunst“ diffamiert wurden – ein Begriff, der damals für sämtliche Kunstformen verwendet wurde, die im Dritten Reich als unerwünscht galten. VIVA LA CLASSICA! lässt die Musik von Anita Bild, Henriëtte Bosmans, Erich Zeisl, Viktor Ullmann und vielen weiteren Komponist:innen wieder erklingen.