Ein Abend, der den Sonaten für Cello und Klavier von Francis Poulenc und Robert Fürstenthal gewidmet ist, nämlich zwei Meistern des 20. Jahrhunderts: der eine bekannt, der andere blieb bisher im Verborgenen. Poulencs Cellosonate von 1948 besticht durch ihre dynamischen Kontraste und tiefgründige Lyrik, die klassische Eleganz mit zeitgenössischer Sensibilität verbindet. Fürstenthals Sonaten, entstanden im Exil in den USA, zeugen von tiefer Nostalgie und Emotion. Sie markieren seine Rückkehr zum musikalischen Schaffen nach einer langen Phase des Schweigens und vermitteln Gefühle von Hoffnung und Schmerz mit großer Intensität.
Donnerstag, 07. November 2024, 19 Uhr Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 28 1040 Wien
Die renommierte Mezzosopranistin Michaela Selinger zählt zu den international gefragtesten Sängerinnen ihres Fachs, was erfolgreiche Auftritten auf Opern- und Konzertbühnen belegen. Sie wurde mit dem Eberhard-Wächter-Preis ausgezeichnet und ist Preisträgerin des Wiener Belvedere-Wettbewerbs. Von 2005 bis 2010 war sie Mitglied der Wiener Staatsoper. Besonders hingebungsvoll interpretiert sie Lieder der nachromantischen Periode von Komponist:innen wie Mittler, Weigl, Eisler und Wellesz. Michaela Selinger wird von Claus-Christian Schuster am Klavier begleitet, dem Gründer des weltweit gefeierten WienerSchubertTrio und dem Altenberg TrioWien. Der Pianist wurde 1999 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst sowie dem Robert Schumann Preis geehrt.
Dienstag, 15. Oktober 2024, 19 Uhr Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 28 1040 Wien
Franz Mittler: Vier Lieder op. 6 Vally Weigl: Lieder auf Texte von Edith Segal Hans Eisler: Hölderlin Fragmenten Egon Wellesz: Drei Lieder op. 7 und Drei Lieder op. 15
u.a.
Moderation:
Gerold Gruber (Gründer von exil.arte und Leiter des Exilarte Zentrum)
Das Exilarte Zentrum der mdw nimmt erneut daran teil. Dieses Jahr bietet das Zentrum wieder eine Vielzahl von Veranstaltungen an, darunter Konzerte sowie Führungen durch die Ausstellung „Triangel der Wiener Tradition. Zemlinsky – Schönberg – Hoffmann“ und durch unsere Dauerausstellungen.
SONDERVERANSTALTUNGEN im Rahmen der ORF Lange Nacht der Museen
Eröffnung: Gerold Gruber, Leiter des Exilarte Zentrum der mdw
Das Klavierduo Friederike Haufe und Volker Ahmels fokussiert sich seit langem auf die Interpretation und Forschung der Klassischen Moderne, insbesondere der Verfemten Musik. Das vorliegende Programm ist eine Auswahl von „Klassikern“ der 2. Wiener Schule, ergänzt durch die seinerzeit gefeierten „Serbischen Weisen“ des Komponisten Hans Gál, der sich eher auf die Wiener Tradition bis zu Brahms berief. Während Schönbergs Miniaturen für die Verdichtung des Materials bis heute einen Wendepunkt in der freitonalen Phase darstellen, sind die Variationen op. 27 von Anton Webern quasi als Fortführung in der konsequenten Anwendung der Dodekaphonie zu sehen. Die Fragmente für Klavier zu 4 Händen sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt und verdienen dennoch unbedingt Beachtung. Die pianistisch höchst anspruchsvolle Klaviersonate von Alban Berg ist bis heute ein Meisterwerk des damaligen Schülers von Arnold Schönberg. Friederike Haufe und Volker Ahmels moderieren gemeinsam dieses für den Anlass konzipierte Programm und bringen auf diese Weise die Musik der Meister des frühen 20. Jahrhunderts dem Publikum nahe.
2) „Im Eis des Mondes wandern wir“, ein Liederabend mit Pia Buchert und Tatjana Dravenau (Beginn: 20:00 Uhr)
Das Programm verbindet Kompositionen von Walter Arlen und Hans Gál, deren Nachlässe dem Archiv von Exilarte anvertraut wurden, mit Werken weiterer jüdischer Komponist:innen. Ruth Schonthal, aus einer Wiener Familie stammend und zunächst in Hamburg und Berlin aufgewachsen, emigrierte während der NS-Zeit über Schweden und Mexiko in die USA, wo auch die in Berlin geborene Komponistin Ursula Mamlok einen neuen Lebens- und Wirkungskreis fand. Beide Frauen ließen sich von der politisch motivierten Verfolgung weder ihren Lebensmut noch die Ausbildung ihrer musikalischen Hochbegabungen nehmen. Schonthal studierte Komposition bei Ingemar Liljefors, Manuel Ponce und Paul Hindemith, Mamlok bei Gustav Ernest, Ernst Krenek und Roger Sessions. Das vielseitige, alle Gattungen umfassende Œuvre der beiden Komponistinnen sowie zahlreiche Auszeichnungen und Lehrtätigkeiten an renommierten Universitäten dokumentieren ihren Stellenwert in der im 20. Jahrhundert erfolgten Weiterentwicklung der klassisch-romantischen Kompositionstradition. Auch Felix Wolfes, aus Hannover stammend, Student von Hans Pfitzner und Richard Strauss, als Dirigent an verschiedenen deutschen Opernhäusern tätig, musste seine Heimat verlassen und wirkte in seiner zweiten Lebenshälfte als Professor für Komposition in Boston. Hier entstand eine umfangreiche Sammlung von Liedern auf deutsche Texte, deren feine, oft polyphone Linienführung einen transparenten und zarten Klang erzeugt. Ähnlich wie in seinen Briefen und Tagebüchern tritt hier seine Fähigkeit, ohne Bitterkeit und Rachsucht Erfahrungen von Leid und Verlust zu artikulieren, klanglich zutage.
3) „Melancholie“, ein Kammermusikabend des Ensembles VIVA LA CLASSICA! (Beginn: 22:00 Uhr)
Nach erfolgreichen Konzerten in Wien, London, Lublin, Krakau und Warschau zeigt das Ensemble VIVA LA CLASSICA! Auszüge aus seinem Programm „Melancholie“ mit Werken von Walter Arlen, Erich Wolfgang Korngold, Henriëtte Bosmans, Vítězslava Kaprálová, Rosy Wertheim, Erwin Schulhoff, Victor Ullmann, Simon Laks, Franz Waxman, Erich Zeisl und Paul Hindemith. Grausamkeit hatte im Dritten Reich viele Gesichter: eines davon war das komplette Aufführungsverbot der Werke von Komponist:innen – sei es aufgrund ihrer Herkunft, Gesinnung oder sexuellen Orientierung. Um ihre Kunst abzuwerten, wurde diese mit dem Begriff „entartet“ belegt. Einigen verfolgten Künstler:innen gelang es, ins Exil zu fliehen, wo sie ihre künstlerische Arbeit fortsetzen konnten. Anderen war dies nicht vergönnt und sie fielen der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer. Ihre Musik, die teilweise nach wie vor unbekannt ist, will VIVA LA CLASSICA! dem Publikum näherbringen. Sie haben besonderen Wert darauf gelegt, auch Kompositionen von Komponistinnen ins Programm zu nehmen, die zu dieser Zeit doppelt diskriminiert wurden. Der von Paul Hindemith in den Jahren 1917–1919 komponierte Liederzyklus Melancholie, op. 13 inspirierte die Musiker:innen zum Konzerttitel. In diesen auf Morgenstern-Gedichten basierenden Liedern manifestiert sich Hindemiths früher expressionistischer Stil, weswegen er von den Nazis verfolgt wurde. Aus diesem Liederzyklus stellen die Musiker:innen das Lied „Dunkler Tropfe“ – einen Trauermarsch – vor.
4) Blitzführungen durch die Ausstellung (19:30 und 21:30 Uhr)
Triangel der Wiener Tradition. Zemlinsky – Schönberg – Hoffmann
Inspiriert vom weltweit gefeierten 150. Geburtstag von Arnold Schönberg beleuchtet die aktuelle Ausstellung im Exilarte Zentrum der mdw das gesellschaftliche und kulturelle Umfeld des Begründers der Zweiten Wiener Schule. Im Besonderen wird Augenmerk sowohl auf Alexander Zemlinsky, der Schönberg unterrichtete und ihn in die Wiener Musikkreise einführte, als auch auf den Schönberg-Schüler und späteren Assistenten Richard Hoffmann gerichtet, dessen Nachlass sich seit 2021 im Archiv des Exilarte Zentrum befindet. Diese drei Persönlichkeiten, ihre berufliche, freundschaftliche und musikalische Verbindung sowie deren Schicksale während der Zeit des NS-Regimes, werden anhand von Lebensdokumenten, Fotos und Notenmanuskripten nähergebracht. Unzählige weitere Freigeister des frühen 20. Jahrhunderts aus Musik, Literatur, bildender Kunst und Architektur wie auch wohlhabende Kunstfreunde und Mäzene trafen zum künstlerischen Austausch und zu rauschenden Festen in der von Josef Hoffmann geplanten Künstlerkolonie im damals schon noblen 19. Wiener Gemeindebezirk aufeinander. Der Großteil von ihnen hatte jüdische Wurzeln und wurde von den Nazis verfolgt. Viele konnten emigrieren, viele kamen in den KZs ums Leben.
EINTRITT Tickets können direkt im Exilarte Zentrum gekauft werden!
Exilarte Zentrum der mdw, Lothringerstraße 18 / 1. Stock, 1030 Wien
Freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahre *ermäßigte Tickets für Schüler/innen, Studierende, Senior/innen, Menschen mit Behinderungen, Präsenzdiener und Ö1-Club-Mitglieder. Bitte vor Ort entsprechenden Nachweis bereithalten.
An diesem außergewöhnlichen Liederabend präsentieren Bariton Ryan Hugh Ross, Pianist Daniel Rieppel und Geigerin Risa Schuchter Werke von Julius Bürger. Zu hören sind die vom renommierten Tenor Joseph Schmidt aufgenommenen und im Film „Ein Lied geht um die Welt“ aufgeführten Melodien wie „Zigeunerlied“ und „Launisches Glück“, sowie Uraufführungen aus Bürgers umfangreichem Schaffen, das sich über 73 Jahre erstreckte.
Vor dem Konzert wird die Filmdokumentation „Julius Bürger – vertrieben und wiederentdeckt. Ein Wiener Komponist kehrt zurück.“ einenEinblick in das Leben und Werk des Komponisten geben. International erfolgreich konnte Bürger in den USA Fuß fassen, wo er im Jahr 1984, 39 Jahre nach deren Entstehung, den Kompositionspreis der University of Indiana für seine „Variationen über ein Thema von C. Ph. E. Bach“ erhielt. Diese Dokumentation entstand im Zusammenhang mit der ersten Aufführung der Orchesterwerke von Julius Bürger in Wien, im August 2023 im Großen Sendesaal des ORF mit dem RSO unter der Leitung von Gottfried Rabl.
Montag, 16. September 2024, 19 Uhr Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 28 1040 Wien
Drei außergewöhnliche Musiker, die im frühen 20. Jahrhundert als Komponisten, Pädagogen und Freunde miteinander in Verbindung stehen, teilen ein ähnliches Schicksal: sie sind jüdischer Herkunft und somit Verfemte und Verbannte. Ausgehend vom Künstler:innen-Kreis der Zweiten Wiener Schule zur Zeit des Jugendstil spitzt sich die politische Lage zu, was zu einer Fluchtwelle aus dem nationalsozialistischen Europa tausender jüdischer und regimekritischer Menschen führt und damit zu großem Verlust kulturellen Erbes. Arnold Schönberg bezeichnet das amerikanische Exil als Paradies, in das er gestoßen wird, komponiert, unterrichtet und pflegt soziale Kontakte mit anderen ausgewanderten Kulturschaffenden. Sein Schüler und Assistent Richard Hoffmann gibt dessen Lehre an die nächsten Generationen weiter, aber nicht alle Emigranten können sich entwurzelt mit den neuen Umständen arrangieren. Alexander Zemlinsky zum Beispiel verkümmert künstlerisch, mental und physisch im Exil.
Autor:innen:
Eike Feß Gerold Gruber Benjamin Michael Haas Katja Kaiser Horst Weber
Herausgeber:
Prof. Dr. Gerold Gruber (Leiter des Exilarte Zentrum)
An diesem besonderen Abend werden Lieder von Erich Wolfgang Korngold präsentiert und von einer Lesung aus dem Buch „Dear Papa, how is you? Das Leben Erich Wolfgang Korngolds in Briefen“ der Autorin Lis Malina begleitet. Zithermusik und eindrucksvolle Fotoprojektionen ergänzen die Veranstaltung. Die Kombination aus Musik, Literatur und visueller Kunst bietet tiefere Einsicht in das Leben und Schaffen des Komponisten Erich Wolfgang Korngold, insbesondere in Bezug auf jene Zeit, die er im Salzkammergut verbracht hat.
Inspiriert vom weltweit gefeierten 150. Geburtstag von Arnold Schönberg beleuchtet die neue Ausstellung im Exilarte Zentrum der mdw das gesellschaftliche und kulturelle Umfeld des Begründers der Zweiten Wiener Schule. Im Besonderen wird Augenmerk sowohl auf Alexander Zemlinsky, der Schönberg unterrichtete und ihn in die Wiener Musikkreise einführte, als auch auf den Schönberg-Schüler und späteren Assistenten Richard Hoffmann gerichtet, dessen Nachlass sich seit kurzem im Archiv des Exilarte Zentrum befindet
Diese drei Persönlichkeiten, ihre berufliche, freundschaftliche und musikalische Verbindung sowie deren Schicksale während der Zeit des NS-Regimes, werden anhand von Lebensdokumenten, Fotos, Notenmanuskripten und Hörbeispielen nähergebracht.
Unzählige weitere Freigeister des frühen 20. Jahrhunderts aus Musik, Literatur, bildender Kunst und Architektur wie auch wohlhabende Kunstfreunde und Mäzene trafen zum künstlerischen Austausch und zu rauschenden Festen in der von Josef Hoffmann geplanten Künstlerkolonie im damals schon noblen 19. Wiener Gemeindebezirk aufeinander. Der Großteil von ihnen hatte jüdische Wurzeln und wurde von den Nazis verfolgt. Viele konnten emigrieren, viele kamen in den KZs ums Leben.
(c) Maria Noisternig
(c) Maria Noisternig
(c) Maria Noisternig
(c) Maria Noisternig
(c) Maria Noisternig
(c) Maria Noisternig
(c) Maria Noisternig
Schillernde Persönlichkeiten wie Alma Mahler-Werfel, Gustav Mahler, Carl Moll, Koloman Moser, Hugo Henneberg, Sigmund Freud, Egon und Emmy Wellesz, Emil und Yella Hertzka, Richard Gerstl, Adolf Loos und Arnold Schönberg inspirierten einander in dieser von Jugendstil geprägten Villenkolonie, welche als Modell für die Ausstellung nachgebaut wird.
Arnold Schönberg emigrierte als einer der ersten bereits 1933, Richard Hoffmann 1935 und Alexander Zemlinksy nach dem „Anschluss“ 1938 … Wie sehr verändert das erzwungene Exil einen Menschen, einen Künstler in seinem Schaffen? In der Ausstellung werfen wir einen Blick auf das jeweilige Oeuvre vor und nach der Flucht in eine ungewisse Zukunft.
Die 1947 in den USA geschriebene Partitur zu einem der bekanntesten Werke Arnold Schönbergs A Survivor from Warsaw wird in der Ausstellung kontextualisiert. Zuvor große symphonische Werke verfassend ist Alexander Zemlinsky kompositorisch durch die Verfolgung beinahe verstummt: zu sehen sind die beiden in New York entstandenen Lieder-Sammlungen aus 1938 (op. 27) und 1940 (ohne op.).
Die Frage, wie das Leben in Europa ohne Hitlers Nationalsozialistische Rassenlehre für Millionen betroffener Menschen ausgesehen hätte, lässt sich nicht mehr beantworten und der Verlust, den Europa an künstlerischem Potenzial dadurch verloren hat, nicht bemessen. Wir zeigen auf, mit welch willkürlicher Bürokratie man jüdische und systemkritische Menschen schikanierte. Dokumente wie Zemlinskys Reichsfluchtssteuerbescheid und Alien Registration Receipt Card mit Fingerabdruck sind im Original zu sehen.
Zemlinsky und Schönberg gelang die Flucht per Transatlantik-Dampfschiff in die USA, Richard Hoffmann emigrierte nach Neuseeland. Andere Flucht-Schicksale, Wege an Orte des Exils von Frauen, Männern und Kindern werden in der Ausstellung rekonstruiert.
Vielen Komponist:innen und Musiker:innen aus der damaligen Gesellschaft um Zemlinsky, Schönberg und Hoffmann gelang der Weg in die Freiheit nicht. Sie lebten im Untergrund (zum Beispiel Josef Polnauer, Olga Novakovic u.a.) oder wurden von den Nazis ermordet (zum Beispiel Schönbergs Familienmitglieder oder der Schönberg-Freund und Verleger Henri Hinrichsen).
„Triangel der Wiener Tradition“ betitelt die Verbindung dreier Musiker, die als Komponisten, Pädagogen und Freunde ein ähnliches Schicksal teilten: sie waren jüdischer Herkunft und somit Verfemte und Verbannte.