Erich Wolfgang Korngold, Erich Zeisl, Rosy Wertheim u.a.
Interpret:innen:
Julitta Dominika Walder, Sopran
Mateusz Kasprzak-Łabudziński, Violine
Piotr Lato, Klarinette
Joanna Sochacka, Klavier
Über das Programm:
Das Konzert ist ein Andenken an das Leben und Schaffen der Komponistinnen und Komponisten, deren Werke unter dem NS-Regime verboten und als „entartete Kunst“ abgestempelt wurden – eine Bezeichnung, die damals auf alle vom Dritten Reich untersagten Kunstformen angewendet wurde. Die Betroffenen wurden aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung verfolgt. Das Ensemble VIVA LA CLASSICA! bringt in seinem Konzertprogramm „Melancholie“ diese fast vergessenen Werke wieder zum Klingen. Wir danken dem Bezirk Landstraße, der Botschaft der Republik Polen und dem Jüdischen Museum Galizien für ihre Unterstützung.
„…einen Inhalt bekam mein Leben erst als ich ernsthaft mich auf die Musik zu konzentrieren begann […] – dabei war ich ganz auf mich allein gestellt…“
(Hugo Kauder)
Es erklingt beim Konzert Musik für Streichorchester von Eric Zeisl, Hugo Kauder, Julius Bürger, Mieczysław Weinberg und Gideon Klein. Auch Beschwingtes von Fritz Kreisler und Anita Bild wird zu genießen sein. Noch nie gehörte Archivschätze erwarten Sie.
Die Alma Mahler Philharmonie setzt sich für zu Unrecht in Vergessenheit geratene Komponist:innen ein. Teil ihres Engagements ist die (Wieder)entdeckung der Musik von Exil-Komponist:innen, insbesondere von jenen, die im Nationalsozialismus aus Deutschland und Österreich vertrieben wurden und, deren Musik verboten wurde.
Die Alma Mahler Philharmonie ist ein als gemeinnütziger Verein agierendes Kammerorchester bestehend aus mehr als 30 jungen Musiktalenten. Dirigiert wird das Programm von Clara Bauer Wagsteiner, Absolventin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Mit Hintergrundinformationen und spannenden Details führt Sie die Pianistin und Musikwissenschaftlerin Karin Wagner durch den Abend.
Gustav Klimts goldene Wiener Ära verbindet klingende Bilder von Franz Liszt, Gustav Mahler und Richard Strauss. Die junge Frau aus Arnold Schönbergs Erwartung – ist sie die mysteriöse Schöne, die er in seinem frühen Opus beschreibt? Und der Garten Eden aus dem Lebensbaum – ist das der Ort, wo Elisabeth aus Walter Brichts Hesse-Vertonung schon einmal war?
Die atmosphärischen Figuren aus Gustav Klimts Werken sind der Ausgangspunkt für einen Streifzug durch die Höhen und Tiefen der Liebe – der Weg durchs Paradies!?
Die Sopranistin Arabella Fenyves und der Pianist David Hausknecht interpretieren die noch unbekannten musikalischen Schätze des Exilkomponisten Walter Bricht, die damit ins Wiener Kunstliedrepertoire zurückkehren.
Freitag, 05. April 2024, 19 Uhr Bösendorfer Salon Bösendorferstraße 12 | Canovagasse 4 1010 Wien
Der Wanderer steht in der Romantik als Symbol für Einsamkeit, den suchenden Außenseiter und für Ruhelosigkeit. Schubert hat dieses Thema in zahlreichen Liedern aufgegriffen, und es hat ihn auch in seiner Wanderer Fantasie inspiriert.
Außenseiter und Zeit seines Lebens mit seiner Identität beschäftigt war auch Hans Winterberg, den es erst jetzt, Jahrzehnte nach seinem Tod, als bedeutenden Komponisten zu entdecken gilt: In eine jüdische Familie geboren, zum tschechischen Staatsbürger geworden, mit einer katholischen Frau verheiratet, in Theresienstadt interniert, nach Deutschland ausgewandert und als Sudetendeutscher geehrt, ist sein Werk erst seit kurzem zugänglich. Wir werden sein Viertes Klavierkonzert zur Uraufführung bringen und uns im Vorfeld zum Konzert in einer Podumsdiskussion ausführlich mit seiner faszinierenden Geschichte auseinandersetzen.
Beethovens vielleicht berühmtestes Werk, seine fünfte Sinfonie, dessen Hauptmotiv gemeinhin mit dem Schicksal assoziiert wird, ist dazu eine ideale Ergänzung, die von Dunkel zu einem hart errungenen Sieg führt.
Eine Veranstaltung des Joseph Hellmesberger Instituts für Streichinstrumente, Gitarre und Harfe in der Musikpädagogik (designiert als Alma Rosé Institut für Streichinstrumente, Gitarre und Harfe in der Musikpädagogik) unter der Gesamtleitung von Bettina Schmitt in Kooperation mit dem Exilarte Zentrum für verfolgte Musik und dem Institut für Musik- und Bewegungspädagogik/Rhythmik sowie Musikphysiologie.
Gefördert durch den Gender|Queer|Diversität-Call 2022 der Plattform Gender_mdw
Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages findet am Vorabend, dem 26. Jänner 2024, ein Konzert mit Gespräch unter dem Titel „Ausgelöscht !? Wiederentdeckung von verfolgten Komponistinnen in der Zeit des NS-Regimes“ statt. Im Konzert werden kammermusikalische Werke der vom NS-Regime vertriebenen Komponistinnen Leni Alexander, Anita Bild, Henriette Bosmans, Ursula Mamlok, Ruth Schönthal, Germaine Tailleferre, Vally Weigl, Rosalie Marie Wertheim aufgeführt, die von Projektleiterin, Violinistin und Dirigentin Bettina Schmitt ausgewählt und einstudiert wurden. Parallel dazu interpretieren StudentInnen der Rhythmik- und Bewegungspädagogik einige dieser Werke. Die Flötistin und Exilforscherin Dr. Ulrike Anton spricht mit Katja Kaiser von Exilarte über diese selten aufgeführten Komponistinnen und deren künstlerisches Wirken.
Wir freuen uns das Buch „Music of Exile – The Untold Story of Composers Who Fled Hitler“ (Yale University Press, 2023) des renommierten Exilforschers und Autors Dr. Benjamin Michael Haas nach erfolgreicher Präsentation in London auch nach Wien zu bringen.
Donnerstag, 11. Jänner 2024, 18:30 Uhr Jüdisches Museum der Stadt Wien Dorotheergasse 11 1010 Wien
Über das Buch: Was passiert mit einem Komponisten, wenn Verfolgung und Exil bedeuten, dass seine wahre Musik kein Publikum mehr findet? In den 1930er Jahren begannen Komponist:innen und Musiker:innen aus Hitler-Deutschland zu fliehen, um sich auf der ganzen Welt ein neues Leben aufzubauen. Der Prozess des Exils war komplex: Obwohl einige ihrer Werke gefeiert wurden, hatten diese Komponist:innen ihre vertraute Kultur verloren und waren gezwungen, sich mit Fremdenfeindlichkeit und einem völlig anderen kreativen Terrain auseinanderzusetzen. Andere, die weit weniger Glück hatten, befanden sich in einer Art innerem Exil – sie komponierten unter einer rücksichtslosen Diktatur oder in Konzentrationslagern und Ghettos.
Michael Haas zeichnet einfühlsam die Erfahrungen dieser musikalischen Diaspora auf. Hin- und hergerissen zwischen Kulturen und Traditionen schufen diese Komponist:innen Musik, die eine Synthese aus alten und neuen Welten bildete, von denen einige zum Kernbestand des heutigen Repertoires gehören, während andere in der Schublade verschwunden sind. Von den Musiker:innen, die als feindliche Ausländer in Großbritannien interniert waren, über die brillanten Hollywood-Kompositionen von Erich Wolfgang Korngold bis hin zur Brecht-inspirierten Theatermusik von Kurt Weill zeigt Haas, wie diese Musiker:innen die Klangwelt des 20. Jahrhunderts prägten – und bietet eine bewegende Dokumentation der unberechenbaren Auswirkungen des Krieges auf die Kultur.
Zum Autor: Benjamin Michael Haas, PhD war viele Jahre Plattenproduzent und Aufnahmeleiter bei Decca und Sony, sowie 1994/5 Vizepräsident von Sony Classical in NY. Er ist mehrfacher Grammy-Gewinner und initiierte und leitete die Decca Aufnahmereihe „Entartete Musik“. Von 2002 bis 2010 arbeitete er im Jüdischen Museum Wien als Musik-Kurator. 2013 hat Yale University Press sein Buch „Forbidden Music – the Jewish Composers Banned by the Nazis“ veröffentlicht. 2000 bis 2015 war er Direktor des Jewish Music Institute der University of London und 2015/16 Research Associate am University College London, School of Jewish and Hebrew Studies. Seit 2016 ist er Senior Researcher am Exilarte Zentrum der mdw, das er mitbegründet hat.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Puskas International, Exilarte – Zentrum für verfolgte Musik, Boosey & Hawkes, Österreichisch-Tschechische Gesellschaft, Tschechisches Zentrum Wien und Tschechische Botschaft in Wien.
Dienstag, 21. November 2023; 19:30 Uhr ORF Radiokulturhaus (Großer Sendesaal) Argentinierstraße 30a 1040 Wien
Tickets gibt es hier. 50% Ermäßigung für Student:innen.
Jonathan Powell stellt Winterberg in den Kontext tschechischer Klaviermusik und schlägt eine Brücke zwischen tschechischen und Wiener Traditionen der 1920er- und 30er-Jahre. Höhepunkt des Recitals ist die Uraufführung der 4. Klaviersonate Winterbergs.
Im Anschluss beleuchtet eine international besetzte Diskussionsrunde Winterbergs Biografie, Schaffen und die Wiederentdeckung seines Nachlasses vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts.
Im Gespräch:
Petr Brod (Journalist, Prag) Gerold Gruber (Exilarte Zentrum, Wien) Frank Harders-Wuthenow (Boosey & Hawkes, Berlin) Lubomir Spurný (Masaryk Universität, Brno)
Der 1901 in Prag geborene Komponist und Pianist Hans (Hanuš) Winterberg fand seine letzte Ruhestätte 1991 in Bad Tölz. Winterberg, Schüler von Alexander von Zemlinsky, gehörte in den 1930er Jahren zur musikalischen Elite der Tschechoslowakei und wurde aufgrund seiner jüdischen Abstammung am 26. Jänner 1945 ins KZ Theresienstadt deportiert. Winterbergs faszinierendes Oeuvre wird erst seit kurzem wiederentdeckt und in einer Kooperation zwischen dem Exilarte Zentrum der mdw und dem Verlag Boosey & Hawkes veröffentlicht.
Eine Vorreiterrolle bei dieser Winterberg-Renaissance spielt der international renommierte englische Pianist Jonathan Powell. Der 2021 mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik Ausgezeichnete stellt Winterberg in den Kontext der tschechischen Klaviermusik und schlägt eine Brücke zwischen tschechischen und zeitgenössischen Wiener Traditionen. Ein Höhepunkt des Recitals ist die Uraufführung der 4. Klaviersonate Winterbergs.
Im Anschluss beleuchtet eine Diskussionsrunde Winterbergs Biographie, Schaffen und Wiederentdeckung seines Nachlasses vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts.
Veranstaltung in Kooperation mit Sing- und Musikschule Bad Tölz, Peter Puskas, Bayerischer Rundfunk, Tschechisches Zentrum München, Kulturreferat für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein
SONDERVERANSTALTUNGEN im Rahmen der ORF Lange Nacht der Museen
1) „Das Liedschaffen von Erich Wolfgang Korngold“, Vortrag mit Musik (Beginn: 18:15 Uhr)
Eröffnung: Gerold Gruber, Leiter des Exilarte Zentrum
Kurt Arrer hat sich seit Jahrzehnten mit dem Komponisten Erich Wolfgang Korngold sowie mit seinem Vater Julius Korngold intensiv beschäftigt. Er gilt als Experte auf dem Gebiet der Übertragung der schwer lesbaren Schrift von Julius Korngold. Der Vortrag des Zeitgeschichtlers Arrer wird sich dem Liedschaffen des Komponisten widmen. Begleitend zu dem Vortrag interpretieren die Sängerinnen Arabella Fenyves und Josipa Bainac mit dem Pianisten David Hausknecht Werke von Erich Wolfgang Korngold.
Alle 2 Jahre findet in Schwerin ein Wettbewerb statt, der ausschließlich der verfemten Musik gewidmet ist. Dabei vergibt Exilarte einen speziellen Preis, durch den die Preisträger:innen die Möglichkeit erhalten, an einem Konzert in Wien teilzunehmen. Das ausgezeichnete Duo mit Ruben Mirzoian(Klarinette) und Philipp Thönes (Klavier) haben besonders überzeugt. Sie werden u.a. Werke von Joseph Horovitz (der im vergangenen Jahr in London verstorben ist) und Paul Hindemith interpretieren.
3) „ Tif vi di Nakht“ mit Ethel Merhaut und Freunden (Beginn: 22:00 Uhr)
Während Hits wie „Das gibts nur einmal“ oder „In der Bar zum Krokodil“ in Österreich und Deutschland zu absoluten Kassenschlagern wurden, sorgten jiddische Songs wie „Glik” und „Zog es mir nokh amol“ im New York der 30er-Jahre für ausverkaufte Theatersäle. „Tif wie die Nacht“, benannt nach einem Tango von Abraham Ellstein, spannt einen musikalischen Bogen von Europa nach Amerika und verbindet die deutschsprachige und jiddische Musikszene der goldenen 20er- und rauschenden 30er-Jahre. Gemeinsam mit ihrem herausragenden Ensemble lustwandelt Ethel Merhaut virtuos zwischen Chanson, Jazz und Swing und entführt das Publikum in die goldene Ära der Film- und Unterhaltungsmusik. Musik von Richard Werner Heymann, Abraham Ellstein, Robert Stolz, Sholom Secunda. Texte von Molly Picon, Fritz Löhner-Beda, Peter Herz, Bella Meissel …
4) Blitzführungen durch die Ausstellung (ab 18:30 Uhr)
Fritz Kreisler – Ein Kosmopolit im Exil. Vom Wunderkind zum „König der Geiger“
Leben und Werk des berühmten Geigenvirtuosen Fritz Kreisler werden in der neuen Ausstellung des Exilarte Zentrum mit Bildern, Notenmaterialien, Lebens- und Tondokumenten präsentiert. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen in Deutschland waren die Auftritte des Stargeigers aufgrund seiner jüdischen Herkunft von Störungen und Boykottaufrufen begleitet. Auch seine Kompositionen wurden nicht mehr gespielt. Im September 1939 immigrierte er in die USA, wo er sich mit seiner Frau Harriet in New York niederließ.
EINTRITT
Tickets können direkt im Exilarte Zentrum gekauft werden!
Exilarte Zentrum der mdw, Lothringerstraße 18 / 1. Stock, 1030 Wien
Freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahre *ermäßigte Tickets für Schüler/innen, Studierende, Senior/innen, Menschen mit Behinderungen, Präsenzdiener und Ö1-Club-Mitglieder. Bitte vor Ort entsprechenden Nachweis bereithalten.
unter der Schirmherrschaft der Botschaft der Republik Kroatien in der Republik Österreich in Zusammenarbeit mit dem Exilarte Zentrum der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, der ÖAW – Österreichischen Akademie der Wissenschaften, dem Kroatischen Kulturverein in Wien „Matica Hrvatska Beč“ und dem Verein Tonwerk – Forum für Neue Musik
10 Jahre Kroatien in der EU (2023) | 100.Todestag der Komponistin Dora Pejačević (2023) | kroatisches Präsidium IHRA (2023) | 150. Geburtstag Karl Kraus (2024) | 150. Geburtstag Arnold Schönberg (2024) | 150. Geburtstag Antun Gustav Matoš(2023)
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Im Schaffen der kroatischen Komponistin Dora Pejačević (1885-1923) nimmt die Komposition Verwandlung sowohl aufgrund ihrer musikalischen Bedeutung als auch aufgrund ihres Entstehungskontextes einen besonderen Platz ein: das Vokalwerk für Alt, Violine und Orgel oder Klavier wurde auf Verse des österreichischen Schriftstellers und Journalisten Karl Kraus (1874-1936) im Frühjahr 1915 komponiert und war für die Hochzeit ihrer gemeinsamen Freundin Sidonia Nádherný von Borutin gedacht, die jedoch nicht stattfand. Kraus plante, die Komposition 1916 in Wien aufzuführen, aber wegen der Verspätung der Partitur und Problemen mit den Interpreten kam die Aufführung nicht zustande. In der Korrespondenz zwischen Kraus und Nádherný wurde festgehalten, dass Kraus die Komposition Arnold Schönberg zeigte, der – trotz seiner Skepsis gegenüber einer Frau als Komponistin – das Werk lobte und sich für dessen Aufführung einsetzte.
Verwandlung von Dora Pejačević ist eines der charakteristischen Werke der Moderne; Schönberg wies besonders auf das Interludium vor dem Eingang des Textes „Heute ist Frühling“ hin. Die Begegnung mit Kraus‘ Lyrik war offensichtlich anregend für Dora Pejačevićs Abkehr von den traditionellen Mustern und der periodischen Form hin zu einem freieren Fluss der musikalischen Phrasen und einer expressiven Harmonik.