Wir freuen uns, eine Kooperation zwischen dem Centre Tchèque Paris mit dem Exilarte Zentrum bekannt zu geben:
Ein Klavierabend des Pianisten Jonathan Powell, der ein großartiges tschechisches Repertoire mit einem Werk des kürzlich wiederentdeckten Komponisten Hans Winterberg präsentieren wird.
Hans Winterberg
Im Rahmen des Konzerts wird Hans Winterbergs zweite Klaviersonate aus dem Jahr 1941 öffentlich uraufgeführt.
„Gefährdete Schönheit“ – unter diesem Titel setzt Ernst Kovacic, der hier als Dirigent der Webern Kammerphilharmonie agiert, diesmal den Fokus auf die Komponisten Joszef Koffler, Alexander Zemlinsky, Hans Gál und Josef Suk.
Nicht nur wird das Programm dem Titel durch die Seltenheit seiner Aufführungen gerecht, der Titel deutet ebenso darauf hin, dass das vielfältige musikalische Schaffen dieser Komponisten während des NS-Regimes ein jähes Ende fand. Sowohl Gál als auch Zemlinsky flohen vor den Nationalsozialisten ins Exil. Ernst Koffler wurde von den Nationsozialistinnen ermordet.
Persönlichkeiten wie Ernst Kovacic und Organisationen wie Exilarte engagieren sich dafür, diese Musik, eine beinahe in Vergessenheit geratene Schönheit, wieder in das Gedächtnis ihrer Zuhörer zu holen.
Werke von: Joszef Koffler, Alexander Zemlinsky, Hans Gál und Josef Suk
Interpret:innen: Webern Kammerphilharmonie Dirigent: Ernst Kovacic
Eintritt: 18 Euro / erm. 9 Euro / Musikschulpass: Eintritt frei!
Kartenverkauf: Ö-Ticket-Verkaufssystem, im Kulturzentrum Kapfenberg (Mo bis Fr 9 bis 12 Uhr und Mo, Di & Do 14 bis 17 Uhr), – Ticket Vorverkaufsstellen oder Kassa vor Ort.
Die Ausstellung im Exilarte Zentrum veranschaulicht mit zahlreichen Bildern, Notenmaterialien und Lebensdokumenten Kreislers Familiengeschichte, seine Wiener Zeit sowie seine besondere Fähigkeit mit den Medien zu kommunizieren (Plattenfirmen, Zeitungen, Rundfunk). Auch sein Geigenstil (in Zusammenhang mit den großen Konzerten und den Beethoven-Sonaten) wird thematisiert, wie auch seine Bearbeitungen und seine Kompositionsweise. Ebenso wird die historische Komponente der auf „rassischen“ erzwungenen Emigration beruhenden Ausweisung durch den NS-Staat aufgezeigt und – wie dies bei Exilarte-Ausstellungen schon Tradition ist – die Einbeziehung von weiteren vertriebenen und verfemten Geigenvirtuos:innen und Streichquartetten jener Zeit (Alma und Arnold Rosé, Carl Flesch, Bronislaw Huberman, Ferdinand Adler, Busch Quartett, Rostal Quartett etc.) betrachtet.
Fritz Kreisler (Wien, 1875 – 1962, New York) wurde zuerst von seinem Vater unterrichtet, bevor er 1882 am Conservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (heute mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) bei Josef Hellmesberger jun. und Anton Bruckner studierte. Im Alter von sieben Jahren war er das jüngste Wunderkind an dieser Ausbildungsstätte. Nach einem Studium in Paris ging er 1888 mit dem Pianisten Moriz Rosenthal auf eine erfolgreiche Amerikatournee.
Ein Probespiel bei den Wiener Philharmonikern verlief erfolglos, trotzdem wurde er als Solist eingeladen mit dem Orchester zu musizieren. Weitere Erfolge verzeichnete er unter anderem mit den Berliner Philharmonikern unter Arthur (Artúr) Nikisch. Damit begann eine der brillantesten und lukrativsten Solist:innenkarrieren der damaligen Zeit. 1910 hob Kreisler das ihm gewidmete Violinkonzert von Edward Elgar aus der Taufe.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen in Deutschland waren die Auftritte des Stargeigers aufgrund seiner jüdischen Herkunft von Störungen und Boykottaufrufen begleitet. Auch seine Kompositionen wurden nicht mehr gespielt. Kreisler beendete somit jede weitere Konzerttätigkeit in Deutschland, wohnte aber mit seiner Frau und Managerin, der Amerikanerin Harriet Lies, die durchaus ein gutes Verhältnis zum NS-Regime pflegte, weiterhin in der gemeinsamen Villa in Berlin. 1935 wurde Kreisler mit dem Ehrenring der Stadt Wien ausgezeichnet.
Mit dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland im März 1938 war Kreislers österreichischer Reisepass ungültig geworden. Nach erfolgreichen Bemühungen um die französische Staatsbürgerschaft gelang im September 1939 der Weg ins amerikanische Exil, wo Kreisler sich mit seiner Frau in New York niederließ und 1943 eingebürgert wurde. Kreislers letzter öffentlicher Auftritt fand 1949 statt. Europa hat der Stargeiger nach seiner Emigration nie wieder betreten. Er verstarb 1962 in New York.
Konzertreihe des Vereins Tonwerk – Forum für Neue Musik – im Rahmen der Bezirksfestwochen Hietzing
Der Theresienstadt-Komponist Hans Winterberg (1901 – 1991) ist erst seit wenigen Jahren der musikalischen Öffentlichkeit bekannt. Winterberg lebte in Deutschland in der Gemeinschaft der Sudetendeutschen in Bayern und hat dieser Gruppe sein Deutschsudeten Trio gewidmet. Das Exilarte Zentrum zeichnet für die Wiederentdeckung des Komponisten verantwortlich und publiziert gemeinsam mit dem Verlag Boosey & Hawkes eine Vielzahl seiner Kompositionen.
Mittwoch, 17. Mai2023, 19:00 Uhr Grosser Festsaal des Amtshauses Hietzing Hietzinger Kai 1-3 1130 Wien
Eintritt frei!
Interpret:innen:
Floris Willem, Geige Cristina Basili, Cello David Hausknecht, Klavier
Programm:
Antonín Dvořák: Klaviertrio Nr. 4, op. 90 Hans Winterberg: Sudetensuite Gerhard Habl: Divertimento Akos Banlaky: Präludium aus dem Trio op. 66 Friedrich Cerha: Nachtstück
Moderation:
Prof. Dr. Gerold Gruber (Gründer von exil.arte und Leiter des Exilarte Zentrum) Mag. Akos Banlaky (Komponist, Obmann des Vereins Tonwerk – Forum für Neue Musik)
Unterstützer:
Stadt Wien, BMKÖS, Bezirksvorstehung Hietzing, GFÖM
Als ehemaliger Schüler von Alban Berg und Anton Webern zählte der Komponist Philip Herschkowitz in Moskau nach dem Krieg bis in die 1980er Jahre zu den begehrtesten Privatlehrern junger Musiker:innen der ehemaligen Sowjetunion. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde der in Rumänien geborene Herschkowitz vom NS-Regime aus Wien vertrieben. Auch in Moskau litt er weiterhin unter antisemitischer Bedrohung und seine Werke waren als „formalistisch“ verpönt. Im Zentrum des Konzerts steht das musikalische Schaffen von Dmitri Smirnov und Elena Firsova, die beide zum engen Kreis der PrivatschülerInnen zählten und deren Kompositionen ab 1979 auf der berüchtigten „Schwarzen Liste“ des Regimes standen. Als Interpretin dieses Programms konnte wieder die Ausnahmepianistin Elisabeth Leonskaja gewonnen werden, die gemeinsam mit Sängerin Maacha Deubner, Flötistin Ulrike Anton, Harfenistin Anna Verkholantseva, Bratschistin Marta Potulska sowie Pianistin und Komponistin Alissa Firsova diesen Abend gestalten wird.
Im Gespräch mit Irene Suchy werden die Pianistin Elisabeth Leonskaja und die Komponistin Elena Firsova über ihre Lehrjahre bei Philip Herschkowitz sowie über die aufgeführten Werke sprechen. Das Konzert findet im Gedenken an den 2020 an Covid-19 verstorbenen Komponisten und Herschkowitz-Schüler, Dmitri Smirnov, statt.
Werke von: Elena Firsova, Dmitri Smirnov, Arnold Schönberg und Philip Herschkowitz
Interpretinnen: Elisabeth Leonskaja (Klavier) Ulrike Anton (Flöte) Maacha Deubner (Sopran) Alissa Firsova (Klavier) Anna Verkholantseva (Harfe) Marta Potulska (Viola)
Moderation: Irene Suchy
Wann:Dienstag, 16. Mai 2023, 19 Uhr Wo: Palais Ehrbar – Großer Ehrbar Saal Mühlgasse 28, 1040 Wien
Diese Konzerte stellen den Beginn der Kooperation mit dem amerikanischen Verlag Schirmer/Wise Music dar, der über 300 Werke aus dem Archiv des Exilarte Zentrum der mdw in den nächsten Jahren veröffentlichen wird.